Ich halte mich für einen sehr positiven und durchaus optimistischen Menschen. Meine Gedanken, und vor allem meine Worte, erschaffen meine Realität. Davon bin ich überzeugt. Energie folgt Aufmerksamkeit. Wo immer also unsere Aufmerksamkeit hingeht, dorthin geht auch unsere Energie. Und diese ist kreativ und schöpferisch. Umso wichtiger ist es also, mit großer Achtsamkeit und Sorgfalt zu entscheiden, wohin unsere Aufmerksamkeit geht und welche Worte wir ins Universum schicken. Jeden Tag mache ich es mir zur Aufgabe, daran zu arbeiten.
Vor einiger Zeit sprach ich mit einer Freundin darüber und sie sagte, „Das ist gar nicht so leicht. Seit sechs Wochen habe ich es noch keinen einzigen Tag geschafft, komplett ohne Jammern auszukommen.“ Sie erzählte mir von einem Buch, das sie gelesen hatte, in dem es darum geht, im Selbst-Experiment für 21 Tage aufzuhören zu jammern: „A Complaint Free World“ von Will Bowen (auf deutsch: Einwandfrei). „Das kann doch nicht so schwer sein!“ sagte ich, überzeugt davon, dass es kein Problem für mich sein würde, 21 Tage komplett jammer-frei zu leben. „Es ist nicht nur Jammern.“, erklärte meine Freundin, „Auch klatschen & tratschen, nörgeln, sich beschweren, kritisieren oder Klagen jeder Art gehören dazu. Keiner schafft das sofort“, sagte sie weiter, „noch nicht einmal dem Autor ist es gelungen, und der ist immerhin Pastor!“ Ich kaufte das Buch und war fest entschlossen, mir selbst zu beweisen, dass ich problemlos drei Wochen ohne jegliches Jammern oder Klagen auskommen konnte.
Das Buch wurde mit einem lila Silikon Armband geliefert, das man zu Beginn der 21 Tage über sein Handgelenk streifen soll. Jedes Mal, wenn man sich dabei ertappt, zu jammern, zu nörgeln, sich zu beschweren oder zu beklagen, zu kritisieren oder zu tratschen, soll man das Armband von einem Handgelenk auf’s andere wechseln. Durch das Wechseln des Armbandes soll einem bewusst werden, wie oft das tatsächlich passiert. Ziel ist es, 21 Tage am Stück ohne jegliches Äußern von Klagen, Klatsch, Tratsch oder Kritik jeder Art auszukommen. Hat man es also schon einige Tage lang geschafft und ertappt sich dann dabei, beginnen die 21 Tage wieder von vorne. Die meisten Menschen, so steht es im Buch, brauchen vier bis acht Monate, um 21 Tage in Folge zu schaffen.
Ich begann, das Buch zu lesen und nahm mir vor, mich erst mal ein paar Tage lang zu beobachten, bevor ich offiziell mit meinen 21 Tagen begann. Noch am selben Abend war ich mit einer Freundin verabredet, die mir von den neuesten Ereignissen im Leben einer gemeinsamen Bekannten berichtete. „Warum lässt die das nur mit sich machen?“, fragte meine Freundin und wartete auf meine Antwort. Ich wollte gerade meine Meinung sagen, als mir auffiel, dass das, was wir hier gerade machten nichts anderes war, als Tratschen. Ich begann, unser weiteres Gespräch genau zu beobachten und stellte mit Schrecken fest, wie viel sich doch um Klatsch & Tratsch und sonstiges Klagen drehte: Klagen über den Freund, die Eltern, den Job, die Kollegen….. oje, das konnte ja heiter werden!
Am nächsten Tag beschloss ich, das lila Armband zu tragen. Noch immer wollte ich die 21 Tage nicht offiziell beginnen, aber ich wollte mich einfach mal sehr genau und aufmerksam beobachten und nahm das Armband als Erinnerungshilfe. Im Cafe um die Ecke sprach man angeregt über die Baustelle direkt vor der Tür, wie unangenehm das doch sei, jetzt wo der Frühling kommt. Naja, aber der Frühling liess ja auch auf sich warten dieses Jahr. Es war erstaunlich: Die Menschen schienen es noch nicht einmal zu bemerken, aber negative Ereignisse, Klatsch & Tratsch und andere Gründe für allgemeine Unzufriedenheit beherrschten die Unterhaltungen. Mit Schrecken bemerkte ich, dass auch ich im Laufe des Tages immer wieder Dinge aussprach, die mich störten, sei es im Straßenverkehr („wie fährt der eigentlich Auto?“), zu Hause („kannst du nicht die Schuhe ausziehen, bevor du reinkommst?“), ganz allgemein („ich hab schlecht geschlafen letzte Nacht!“), ja, sogar über das Wetter („oh nein, jetzt regnet es schon wieder, ich bin doch mit dem Fahrrad da!“). Das war doch unglaublich! Ich empfehle den Menschen jeden Tag, auf ihre Gedanken und Worte zu achten, da sie unsere Erfahrung erschaffen, und nun musste mich ein hässliches lila Gummiarmband darauf aufmerksam machen, wie oft ich doch mit völlig unbedeutenden Dingen selbst in die Falle tappte! Nach einigen Tagen schien es mir fast so, als seien wir auf eine perverse Art alle in gewisser Weise süchtig nach negativen Äußerungen. Ich erinnerte mich an einen Spruch, den die Schwiegermutter meiner Schwester immer zu sagen pflegte:
„Wenn Du nichts Nettes oder Positives zu sagen hast, dann sag am besten gar nichts!“Tatsächlich enthält dieser Spruch eine Menge Weisheit, denn das, was wir sagen bekräftigt, wo unsere Aufmerksamkeit und damit unsere Energie ist. Natürlich werden wir immer wieder Dinge bemerken, die uns missfallen, aber die entscheidende Frage ist doch, ob es uns oder einem anderen irgendeinen Mehrwert bringt, dies auch immer verbal zu äußern. Und die Antwort darauf ist in der Regel: Nein! Und dann kann man doch besser den Mund halten oder sich fragen, welche Äußerung stattdessen zur Steigerung der Energie im Gespräch beitragen könnte.
Mittlerweile ist es vier Wochen her, dass ich das Buch gekauft habe. Ich bin hyper-sensibel dafür geworden, wie oft ich Klagen oder Nörgeleien in meiner Umgebung wahrnehme, aber auch dafür, wie oft mir selbst nach wie vor das eine oder andere rausrutscht. Vor ein paar Tagen rief ich meine Freundin an, die mir das Buch empfohlen hatte, um ihr von meinen Beobachtungen zu berichten. „Ich glaube, das Ganze ist nur möglich, wenn man keinen Mann und keine Kinder hat.“, sagte sie. Ich musste lachen und bemerkte, wie mein innerer Kommentator ihr zustimmen wollte. „Aber vermutlich würde man dann darüber klagen, dass man keinen Mann und keine Kinder hat.“, fügte sie hinzu. Sie hatte den Nagel auf den Kopf getroffen. Denn Ursache unseres Jammerns, Klagens, Nörgelns und Kritisierens ist doch immer der Irrglaube, etwas oder jemand müsse anders sein, als es/er eben ist, damit wir zufrieden sein können.
Ghandi hat gesagt „Wir müssen das leben, was andere unserem Wunsch nach lernen sollen.“ Diese Aussage deckt sich mit dem, was der Kurs in Wundern lehrt: Alles, was wir wahrnehmen, sind unsere eigenen Projektionen. Das heisst, all das, was wir an anderen kritisieren und beklagen, sind in Wahrheit immer unsere eigenen Themen. Ich glaube fest daran, dass das stimmt, doch das wirklich zu verinnerlichen und vor allem konsequent im Alltag umzusetzen, ist noch ein langer Weg. Bis dahin werde ich wohl weiterhin mit einem hässlichen lila Gummiarmband rumlaufen, um mich immer wieder daran zu erinnern. Na gut, vielleicht tausche ich das lila Armband auch gegen ein schöneres aus. Aber in jedem Fall werde ich dranbleiben, denn wenn wir uns über gar nichts mehr beschweren, ist das Leben irgendwie leichter!
Schaffst Du es, 21 Tage „Einwand-frei“ zu leben? Wenn Du Lust hast, dann mach doch mit bei diesem Selbstversuch. Du brauchst das Buch dazu nicht und kannst einfach ein beliebiges Armband (oder auch gar keins) benutzen. Falls Dich das Buch dennoch interessiert, habe ich es oben für Dich verlinkt. Ich bleibe auf jeden Fall dran, denn ich möchte meinen ganz persönlichen Beitrag leisten auf dem Weg in eine Complaint-Free World!
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